Donnerstag, 18. Juli 2013

[Story] Teamarbeit

In Gedenken an ein unser treues Familienmitglied Aiko, welches uns rund 11 Jahre lang begleitet hat, bleibt diese alte Geschichte fast komplett Original und unkorrigiert. 

In der Ferne sahen wir ihn. Den großen Schäferhund, dessen Fell so schwarz war, dass nur die hellen Pfoten dafür sorgten, dass wir ihn in der früh hereinbrechenden Dunkelheit des Winters überhaupt sahen. Mein
Herz schlug mir bis zum Hals, als wir uns ihm, und den Hunden um ihn herum, langsam näherten. Ich sah, dass er an der Leine zog und hörte in der Ferne sein wimmern. 
Er hatte mich gewittert - oder vielleicht auch gehört - und wollte mich nun begrüßen. Angst hatte ich keine vor Aiko, dem Hund, der schon so lange Teil unserer Familie war, dass er für mich schon fast zu einem kleinen Bruder geworden war. 
Doch gerade weil ich ihn so gut kannte, wusste ich, dass er nicht nur der beste Freund, sondern auch der schlimmste Feind für jene sein konnte, die er nicht mochte und ob er Nelly - die gerade erst drei Monate alte Terriermischlingshündin, die wir erst vor wenigen Stunden vom Züchter abgeholt hatten und die nun vor Kälte zitternd in meinen Armen lag - mochte, würde sich erst noch herausstellen. 
Als ich Nelly vorsichtig in den Schnee zu meinen Füßen setzte, sah ich wie sich mein Vater anspannte und mit beiden Händen Aiko´s Leine fest umfasste, bevor er uns langsam entgegen kam. Die anderen Hunde rannten neugierig voraus und beschnupperten den winzigen Neuzugang mit dem strubbeligen Fell in verschiedenen Weiß- und Grautönen und den viel zu großen Schlabberohren, der sich ängstlich an mein Bein
schmiegte und eindeutig wieder hoch in meine sicheren, warmen Arme wollte. Während ich an die Worte meines Vaters dachte: 
,Es ist besser, wenn die zwei sich auf neutralem Gelände kennen lernen, als wenn Nelly gleich in sein Revier eindringt´,waren auch mein Vater und Aiko endlich bei uns angekommen. 
Zur allgemeinen Verblüffung gönnte er Nelly nur ein kurzes
Schnuppern, bevor er sich wieder dem schützen seines Lieblingsstocks widmete, der etwa die Größe eines kleinen Baumes hatte und den, allein schon deshalb, weder Mensch noch Tier hätten mit Leichtigkeit wegnehmen können.
Wir umrundeten ein ums andere Mal die kreisrunde, ungemähte Fläche des Feldes mit seinen Hügeln und sandigen Bereichen, doch irgendwann konnten wir es
nicht länger hinauszögern und brachen aus dem Kreis aus um zu unserem Haus zurückzukehren. 
Als Nelly ebenfalls das Buntgemischte Rudel verließ, schenkte Aiko ihr zum ersten Mal etwas mehr Aufmerksamkeit und beobachtete verblüfft wie die Kleine uns ins Haus folgte. Wir hatten alles was Aiko an Spielzeug besaß weggeräumt und stattdessen rund dreidutzend Tennisbälle im
Wohnzimmer ausgekippt, die Aiko unmöglich alle gleichzeitig benutzen und schützen konnte. Jedoch hielt ihn das nicht davon ab, es zu versuchen, sobald Nelly auch nur in Sichtweite kam. Ähnlich verhielt es sich auch mit den zwei exakt identischen Futternäpfen die randvoll gefüllt waren. Kaum ein Tag ohne Knurren und Schnappen verging.


Einige Wochen später ließ ein Geräusch an der Tür Aiko aufspringen. Einen Augenblick rutschten seine Hinterläufe weg, den seine Hüfte war bereits seit Jahren nicht mehr in Ordnung, doch das hinderte ihn nicht. Dies war sein Revier und seine Aufgabe, dieses und seine Familie zu schützen. Wütend rannte er zur Tür und begann laut zu bellen. Das bellen wurde von der anderen Seite der Tür erwidert, was Aiko rasend machte. 
Plötzlich begann ein dritter Hund zu bellen, eine junge Hündin namens Nelly. Ein Augenblick verstummte Aiko und blickte verblüfft die kleine Hündin mit der schmerzhaft hellen Art zu bellen an. Was er in dieser Sekunde dachte, weiß nur er. Doch seit diesem Zeitpunkt bellen sie nicht nur gemeinsam, sie fressen auch gemeinsam.

1 Kommentar:

  1. Süss.. Das ist eine tolle Geschichte.. Gar nicht immer einfach ein neues Tier in ein bestehendes Rudel einzuführen und man kann noch so viele Bücher lesen wie man das am besten anfängt, doch die Wirklichkeit ist, dass es einfach kein Patentrezept gibt.. Mal klappt es und mal klappt es nicht.. Und wenn es dann klappt, ist selten erkennbar warum..

    AntwortenLöschen

Sag mir bitte was du denkst!