Mittwoch, 25. Juni 2014

[Rezension] Ein Hauch von Schnee und Asche von Diana Gabaldon

ISBN 9783641060015
Ein Hauch von Schnee und Asche -
   Bd. 6 der Highland Saga
von Diana Gabaldon
eBook

Zusammenfassung
Seit Jamie und Claire nach Amerika emigriert waren, hatte sie ihn gewarnt. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem er sich offen gegen den König und als Rebell outen muss. Nun, 1772, nehmen die Unruhen von Tag zu Tag zu und der Balanceakt zwischen königstreu und Rebell wird immer komplizierter und gefährlicher. Wann ist der richtige Zeitpunkt für dieses gefährliche Bekenntnis? Während sie diese Frage bei jeder ihrer Entscheidungen begleitet, droht ihnen noch von anderer Seite eine Gefahr. Der Tag X, der 21. Januar 1776, an dem Jamie und Claire angeblich bei einem Brand ums Leben kommen, rückt näher.

Rezension
Der Anfang. Schon in den ersten Kapiteln ist deutlich die Unruhe der Menschen zu spüren. Brände, Brutalität, Überfälle. Bürger die - mit stillschweigender Akzeptanz des Königs - Selbstjustiz üben. Ich finde dies ist eine wirklich gute Einleitung für ein Buch, welches sein Augenmerk sehr darauf liegen hat.
Dasselbe gilt für den Prolog, welcher die Zeit mit Gott vergleicht. Den alles ist in diesem Buch auf eine Sache fokussiert: Die Zeit.


,,Es ist gut, wenn Männer als Brüder essen", sagte Hiram
in seinem stockenden Tsalagi zu Standing Bear.
Zumindest versuchte er es. Und schließlich, so dachte Jamie,
der seine Rippen von der Anstrengung ächzen spürte, 
war der Unterschied zwischen "als Brüder" und
"ihre Brüder" wirklich nicht sehr groß.

Der Schwerpunkt. Wie auch im letzten Band ist auch hier der Titel nicht gleichbedeutend mit dem Schwerpunkt. Schon seit Briannas Ankunft im 18. Jahrhundert erwarten alle Leser wohl mit Spannung den 21. Januar 1776 - den Tag an dem Jamie und Claire angeblich verbrennen. Der Titel passt sehr gut dazu und bezieht sich meiner Meinung nach auch darauf. Dennoch liegt der Schwerpunkt des Buches auf der politischen Situation. Also auf der Zeit vor dem Krieg um die Unabhängigkeit. Mit Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen die schwer oder garnicht mehr zu bekommen sind, Protesten und gnadenloser Selbstjustiz, sowie chronischer Angst um Leib und Leben nur aufgrund einer politischen Meinung.
Die Autorin schafft es eindrucksvoll anhand sowohl kleiner als auch größerer Ereignisse diese Situation zu vermitteln und vergisst dabei nicht, dass es kein Sachbuch ist. Jamie und Claire werden geschickt eingewoben und kommen nicht zu kurz.


,,Ich bin nicht mehr so mutig, wie ich einmal war, weißt du?",
sagte er leise. ,,Nicht mehr mutig genug, um ohne
dich zu leben." Aber mutig genug um es zu versuchen.

Die Personen , die bereits im 5. Band auftraten, haben sich in diesem nicht sonderlich verändert. (Die Einzige Ausnahme im Spoilerbereich.) Dafür kommen aber ein paar neue Nebencharaktere dazu, welche - ganz nach Art eines guten Krimis - ihre wahre tiefe erst später aufdecken. (Spoiler)


,,Dort bräuchte wenigstens niemand Feuer zu legen; die Hälfte
von uns würde sowieso im Kamin sitzen und fröhlich
in Flammen stehen."

Der Stilwechsel. In diesem Buch ist ausnahmsweise keine größere Veränderung erfolgt. Man begleitet bei seltenen Kapiteln Ian, was vorher - wenn ich mich richtig erinnere - nicht der Fall war. Mehr aber auch nicht. 


,,Wer hängt wen", erkundigte er sich fröhlich.

Der Spannungsbogen. Immer wenn die Geschichte einen Zeitsprung macht, wird am Anfang des Kapitels die neue Zeit angezeigt. Während die Spannung schon allein deswegen steigt, weil sie dem Unabhängigkeitskrieg und dem Datum ihrer Todesanzeige immer näher kommen, geraten Jamie und Claire aber auch in so manche Schwierigkeit, weil sie bei den langsam zugunsten der Rebellen umschwenkenden, politischen Situation versuchen müssen keine der beiden Seiten so zu reizen, dass sie vorzeitig Maßnahmen gegen sie ergreift.
Abgesehen davon gibt es aber auch Ereignisse ohne politischen Hintergrund und auch diese sind teilweise so spannend, das sie in dem Punkt nur vom ersten Band übertroffen werden.


,,Ich glaube, ihm war nicht einmal da klar, warum ich sein
Feld niedergebrannt hatte; womöglich hat er
einfach gedacht, ich hätte plötzlich lust gehabt, seine Gerste
in Brand zu stecken.

Das Ende. Während ich bei Band 4 und Band 5 nicht das Gefühl hatte, dass sie inhaltlich abgeschlossen waren, ist es dafür aber Band 6. Tatsächlich habe ich wegen mehrerer (im Spoilerbereich aufgelisteten) Punkte sogar das Gefühl, das hier Band 4 und 5 gleich mit beendet werden. Und dennoch ist klar, dass dieses Buch fortgesetzt werden kann und wird (bzw. wurde.) 


,,Wenn du eines Tages", sagte Jamie im Konversationston,
,,einer sehr großen Maus namens Michael begegnen 
solltest, bhailach - bestell ihr schöne Grüße von deinem 
Großvater."

Die liebe
Liebe. Claire hat in diesem Buch einiges durchzustehen. Ohne zu jammernden Quatschtanten zu mutieren, gehen sie und Jamie, in dem Buch, sehr offen miteinander um. Reden über ihre Gefühle und Ängste und sind - wie immer - füreinander da.

Fazit
Ein Hauch von Schnee und Asche ist wirklich ein mitreißendes Buch. Die zeitlichen Lücken wurden gut überbrückt, die bewegte Zeit wurde sehr detailliert dargestellt - aber verdrängte die Charaktere nicht und eine gewisse Spannung war kontinuierlich da.







SPOILER
In diesem Buch fragte Jemmy Jamie, wer ihm die Narben auf seinem Rücken zufügte. ,,...Sassunaich", erwiederte Jamie kurz. ,,Englische Soldaten."
Ob die Autorin Jamie wohl absichtlich das Wort hat anders aussprechen lassen, damit die Kinder es nicht mit Claire in Verbindung bringen?

Zum Abschnitt Personen: Arch Bug war der dritte Mann, welcher zusammen mit Jocastas Mann und Bruder das Gold der Franzosen entgegennahm. Er ist hundert prozentig königstreu, stahl Jocastas Gold und seine scheinbar freundschftliche Beziehung zu Jamie beruhte nur auf eiskalter Berechnung. Jamie schickt ihn fort.

Malva, welche in diesem Buch beginnt Claire bei ihren Tätigkeiten als Heilerin zu assistieren, ist von ihrem Bruder schwanger. Sie schäft mit einigen Jungen um den wahren Vater zu verheimlichen und - die Idee ihres Bruders - versucht sogar Jamie das Kind unterzujubeln. Als sie letztlich Claire zuliebe die Wahrheit sagen will, bringt ihr Bruder sie um. 

Zum Abschnitt Stilwechsel: Es wird etwas von Ians Vergangenheit aufgedeckt. Als seine Frau Emily mehrmals Babys verlor, baten ihn die Älteren des Stammes zu gehen. Dem Glauben der Indianer nach, war es seine Schuld, da sein Geist zu schwach war.

Zum Abschnitt Ende: 
- Stephen Bonnet stirbt, nachdem er seit Band 4 ständig Probleme machte.
- Roger und Brianna kehren mit ihren zwei Kindern Jemmy und Amanda in die Gegenwart zurück.
- Jamie schafft es sich politisch zu outen - ohne deshalb gelyncht zu werden. 
- Das Datum ihrer vermeintlichen Todesanzeige kommt endlich und dass entstehen dieser wird im 2. Epilog erklärt. 

Zum Abschnitt Liebe: Das Schlimmste was Claire in diesem Buch erlebt, ist wohl die Vergewaltigung - welche sie natürlich sehr aus der Bahn wirft. Aber auch ein lebensbedrohliches Fieber, eine Entführung, drohende Hängung, das Abbrennen ihres Hauses, falsche Verdächtigungen und der Tod ihrer Gehilfin Malva lassen Claire nicht kalt.

Donnerstag, 12. Juni 2014

[Rezension] Das flammende Kreuz von Diana Gabaldon

ISBN 9783641060008
Das flammende Kreuz -
   Bd. 5 der Highland Saga
von Diana Gabaldon
eBook

Zusammenfassung
Bereits Jahre vor dem Krieg für die Unabhängigkeit Amerikas ist die Kluft zwischen arm und reich sehr groß. Immer mehr Siedler schließen sich einer protestierenden Gruppe, genannt die Regulatoren, an. Obwohl Jamie auf der Seite der Regulatoren ist - und durch Claire auch weiß das sie letztendlich siegen werden -, bleibt ihm keine andere Wahl als für König George gegen sie zu kämpfen. 

Rezension
Der Anfang. Das Buch beginnt einen Tag nachdem das davor - Der Ruf der Trommel - endete. Beim Gathering. Auch wenn viele Kapitel sehr interessant sind, finde ich das nicht alle für die Entwicklung der Geschichte oder das Verständnis nötig sind. Meiner Meinung nach sind 17 Kapitel für diese kurze Zusammenkunft der Clans einfach zu viel.

Er hatte keine Angst davor, mit ihr zu 
sterben, sei es durch Feuer oder auf andere Weise -
nur vor einem Leben ohne sie.

Der Schwerpunkt. Wenn man den Buchnamen - das flammende Kreuz - mit dem gleichnamigen Kapitel und der Bedeutung im Buch vergleicht, müsste der Schwerpunkt eigentlich auf dem Krieg gegen die Regulatoren und dem akzeptieren von Jamie als Führungskraft liegen. Doch leider wirken Kapitel dieser Art eher wie Zwischenstopps die dem Buch eine Richtung geben, die Kapitel dazwischen aber nicht übermäßig beeinflussen. Viele Kapitel wirken einfach losgelöst vom Grundthema des Buches. Eigenständig. Aber in dem Punkt möchte möchte ich nicht allzu streng sein, da man bei historischen Romanen ja nicht die großen Kriege herbei-fantasieren und/oder riesige zeitliche Lücken lassen kann.

,,Dann bringen wir ihn besser zurück", sagte Jamie.
Er sah seinen Enkel nicht ohne Mitgefühl an. 
,,Allerdings bekommst du wahrscheinlich den Hintern versohlt,
Kleiner. Frauen mögen es nicht, wenn 
man ihnen davonläuft.

Die politische Situation. Ob ein Kampf gegen Regulatoren Teil der realen Geschichte ist oder bloß der Fantasie der Autorin entspringt, weiß ich nicht - dafür sind meine Geschichtskenntnisse zu begrenzt. Aber das bereits Jahre vor einem großen Krieg Menschen unzufrieden sind, dies auch sagen und sich in Gruppen welcher Art auch immer zusammen schließen ist durchaus realistisch und diesen Punkt hat die Autorin - ohne sich unnötig darauf zu fokussieren - gut eingefangen. 

,,Nun, seit ich heimgekommen bin, hast du mich weder 
beschimpft noch mir einen 
einzigen Vorwurf gemacht, Sassenach. Heißt das, du glaubst,
das ich sterbe?"

Die Personen. In diesem Buch kommen nur wenig neue Personen dazu, die aktiv die Geschichte beeinflussen. Dafür tauchen alte Bekannte und Freunde wieder auf. Während Jamie im letzten Band etwas abgestumpft und arg pragmatisch wirkte, ist er in diesem Buch wieder ganz er selbst. (Weiteres im Spoilerbereich) Alles in allem ist dieser Punkt der Geschichte eine Rückkehr zu den Wurzeln, die mich sehr freut. 

,,Sag´s mir nicht", sagte ich. ,,Er war schon einmal 
verheiratet, und er dachte, seine erste Frau sei tot, aber er hat sie 
gerade hier am Buffet gesehen."

Der Stilwechsel. Was mir ja schon in früheren Bänden auffiel ist, dass es in jedem Buch bisher einen - mal mehr, mal weniger stark ausgeprägten - Stilwechsel gab. Doch ausnahmsweise wird etwas weggenommen und nicht hinzugefügt. Die Sichtweise aus verschiedenen Zeiten verschwindet, da alle aktiven Personen in derselben Zeit leben. 

Leider muss ich sage, macht sie aber auch Qualitativ einen Schritt zurück. Viele Kapitel sind erheblich kürzer als früher, interessante Dinge werden unterbrochen um zu sehen was andere in der Zeit tun. Meistens ist dies dann wesentlich unspektakulärer. Einfach ein kurzer Einblick. Diese - meiner Meinung nach häufig unnötigen Kapitel - beeinträchtigen negativ den Lesefluß und die Spannung.

,,Du hast das Richtige getan, Claire",
murmelte er schließlich, den Mund an meinem Haar. 
,,Aber in Gottes Namen, tu das nie wieder!"

Der Spannungsbogen. Wie schon beim Schwerpunkt geschrieben, werden einige Kapitel nicht - oder nur bedingt - von den großen Ereignissen beeinflusst. Dementsprechend abrupt ändert sich der Grad der Spannung. So kommt es, das es manchmal auch ohne große Vorrede zu Spannungsspitzen kommt oder auch dazu, dass interessante Ereignisse stark an Spannung verlieren, weil sie plötzlich unterbrochen werden. Außerdem kommt es nicht wirklich zu einer regelmäßigen Steigerung - zumindest nicht über das ganze Buch hinweg - da die Kapitel teilweise recht unabhängig voneinander existieren und so manchmal auch so kurz sind, dass man nicht richtig in das Kapitel hineinfindet. 
Alles in allem ist für diese Schreibweise das Buch eindeutig zu lang!

,,Ich frage mich, ob man es dem guten Vater wohl gestatten
würde, mir die Beichte abzunehmen."
Jamie hatte die Augen fest auf den Zeltpfosten gerichtet und 
wich meinem Blick angestrengt aus. 

Die liebe Liebe
Jamie und Claire gehen in diesem Buch nicht nur gewohnt liebevoll sondern auch sehr offen miteinander um. Ein kleiner - schnell beigelegter Konflikt - ausgenommen. 
Rogers und Briannas Beziehung zueinander leidet lange arg unter einem in diesem Buch erlebten Trauma Rogers. (Spoilerbereich)

,,Die, äh, Spermien"; sagte er etwas umständlich.
,,Ja?" 
,,Kannst du sie nicht nach draußen bringen 
und sie vielleicht anständig beerdigen?"

Das Ende ist zwar nicht übermäßig spannend, dafür aber hoch interessant, da man Informationen bekommt, welche etwas vom geschichtlichen Potential von *Ein Hauch von Schnee und Asche* offenbaren. (Ebenfalls im Spoilerbereich) 

Fazit
Lesenswert, aber deutlich schwächer als die Vorgänger der Reihe. Ich würde mir wünschen, dass die Kapitel etwas mehr miteinander zusammenhängen und das weniger Füller eingebaut werden.




SPOILER
Zum Abschnitt Personen: Es taucht unter anderem Ian (Junior) wieder auf. Er ist ernster als früher und redet nicht darüber, warum er die Indianer verließ. Begleitet wird er natürlich von seinem treuen Wolfshund Rollo und rettet Jamie und Roger beim ersten Treffen vor einem angriffslustigen Schwein.

Zum Abschnitt Stilwechsel: Ich finde diesen Schritt zurück - zumindest für dieses Buch - echt gut, da er dafür sorgt das Jamie und Roger sich besser kennen lernen. 

Zum Abschnitt Liebe: Claire wird fast vergewaltigt und Jamie reagiert mit Vorwürfen über ihr angebliches geflirte.

Nachdem Roger gehenkt wurde, kann er - mit knapper Not - mit Hilfe eines Luftröhrenschnittes gerettet werden. Aber fortan kann er nicht mehr sprechen oder gar singen.

Zum Abschnitt Ende: Ian bringt von den Indianern eine Art Expeditionstagebuch vom Verstorbenen, Zeitreisenden Otterzahn mit. Während sie es lesen erfährt Ian, dass Claire, Brianna und Roger - wie er bereits vermutete - aus der Zukunft sind und sie erfahren, dass auch der kleine Jemmy in der Lage ist durch die Zeit zu reisen.

Ansonsten...
Am besten fand ich die Kapitel nachdem Jamie von der giftigen Schlange gebissen wurde. Wie er sich entschließt lieber zu sterben als mit amputiertem Bein zu leben und dann nach einem Nah-tot-Erlebnis von Claire gerettet wird und begreift wie sehr sie ihn braucht. Wie er die Amputation akzeptiert und letztlich gerettet wird... 

Samstag, 7. Juni 2014

[Rezension] Der Ruf der Trommel von Diana Gabaldon

ISBN 9783641059996
Der Ruf der Trommel -
   Bd. 4 der Highland Saga
von Diana Gabaldon
eBook

Zusammenfassung

Jamie und Claire sind wieder vereint und in der neuen Welt sicher vor Schottlands Justiz. Nur das sie - wie Brianna weiß - eben doch nicht so sicher sind! Während Jamie und Claire noch unentschlossen einen neuen Platz zum Leben suchen, sucht Brianna nach ihnen - und Roger nach ihr. Alle mit demselben Ziel: Sicherheit für ihre Lieben.

Rezension
Der Stilwechsel des 3. Buches, ist in diesem noch wesentlich ausgeprägter. Hier sieht man die einzelnen Abenteuer von mindestes vier Personen (Jamie, Claire, Roger und Brianna - und das zeitweise sogar zu verschiedenen Zeiten. Größtenteils empfand ich das als positiv, doch leider waren manche Kapitel Alltagskapitel, die sich mit dem entstehen von Fraser´s Ridge und dem Leben darin beschäftigen oder einfach Was-passiert-sonst-noch-Kapitel, die ebenso wie ersteres teilweise etwas langweilig und manchmal unnötig sind.


,,Nichts geht verloren, Sassenach, 
es verändert sich nur."

Der Anfang. Diesmal ging das Buch schnell, spannend und ohne überflüssige Informationen los. Während in manchen Büchern zwar das Ziel des Buches klar, der rote Faden aber verborgen ist, ist es in diesem Buch genau umgekehrt. Es scheint kein festen Endpunkt zu geben, aber auf jede Aktion - Information, Handlung etc - folgt binnen weniger Kapitel eine entsprechende Reaktion.

Ich denke man kann sagen, dass der Schwerpunkt der Geschichte auf der Beziehung von Roger und Brianna lag. Ich nehme stark an, dass Kapitel über Jamie und Claire mindestens genauso häufig - wenn nicht sogar häufiger - sind, aber die spannenderen Kapitel sind zweifellos die von Roger und / oder Brianna. 


,,Ich konnte ihre Hand auf ihm spüren", flüsterte sie.
,,Im Bett. Sie hat zwischen uns gelegen, ihre Hand auf ihm, 
so dass er steif wurde und im Schlaf nach ihr rief.

Die Umgebung. Während Jamie und Claire in Band 2 und 3 fast durchgehend auf der Reise waren, spielt für sie in diesem Band der Großteil der Geschichte in Fraser´s Ridge, wo sie alle Hände mit dem Bau einer kleinen Siedlung zu tun haben. 
Roger und Briannaa andererseits sind an vielen verschiedenen Orten - oder unterwegs. 

Die politische Situation. Anders als ich in meiner letzten Rezension vermutet hatte - eigentlich sogar glaubte zu wissen - hat dieses Buch sich nicht wesentlich mehr als der Vorgänger mit Sklaverei beschäftigt. Ebenso wie die Landverteilung im Afrika des 18. Jahrhunderts, war auch die Sklaverei ein Thema aber kein Punkt der besonders hervorgehoben oder erklärt wurde. 


Da er selbst das Nesthäkchen seiner Familie war, 
war Ian von Lizzie verzaubert und 
behandelte sie wie eine jüngere Schwester,
abwechselnd Nervensäge und Lieblingshaustier.

Die Personen. Wie ich schon geschrieben habe, stehen in diesem Buch Roger und Brianna im Fokus. Wer glaubt sie bereits zu kennen täuscht sich gewaltig! Nein, sie ändern sich nicht um 180 Grad, aber neue Umstände bringen bisher unbekannte Seiten an ihnen hervor.
Abgesehen davon wirkt Ian erwachsener und Jamie - zu meinem bedauern - etwas härter und irgendwie abgestumpft. Doch viele Abschnitte in denen Jamie so wirkte hatten bei näherem hinsehen gute Gründe (Spoilerbereich) und die wenigen, die nicht hundert prozentig begründet waren, waren von der Autorin so beabsichtigt.
Neue Charaktere die eine wirklich aktive Rolle spielen sind eher Mangelware. Doch deren unterschiedliche, interessante und in einem Fall auch recht kontroverse Persönlichkeit, sorgt für viele belustigte Kopfschüttler und einiges stirnrunzeln. 


,,Es gibt ein Wort", sagte ich, ,,für Leute, die sich auf
diese Methode der Verhütung verlassen."
,,Und zwar?", fragte sie mit argwöhnischem Gesicht.
,,Eltern", sagte ich.

Einen klaren Spannungsbogen bei dem ich sehe wann was von der Autorin beabsichtigt wurde, sehe ich nicht. Wie ich schon geschrieben habe, haben am Anfang Aktion und Reaktion immer unmittelbar nacheinander stattgefunden. Auf das ganze Buch bezogen setzt sich dies zwar fort, aber wenn man sich das Ende ansieht, hatte die Autorin wohl - statt wie in Buch zwei und drei ein offensichtlich bestimmtes Ziel (Krieg in Culloden, Ians Rettung) - eher einen Vergleich im Sinn. So war es, so ist es. Bis dahin wirkt das Buch ein wenig ziellos. 

Das Ende. Abgesehen von dem So-war-es-so-ist-es-Aufbau des Buches, kommen interessante Dinge ans Licht welche zeigen, dass die Autorin nicht nur seit seit dem Beginn des Buches das Ende plante, sondern den groben Verlauf dieses Buches wohl auch schon in vorigen Bänden im Kopf hatte. (Bsp. im Spoilerbereich)


,,Du könntest mich in Stücke reißen, Claire, 
ohne mich zu berühren", flüsterte er, 
,,den du kennst mich."

Die liebe Liebe. Sowohl Jamie und Claire, als auch Brianna und Roger hatten in diesem Buch mit vielen Missverständnissen zu kämpfen und Zweifel zu überwinden. Man konnte gut sehen wie unterschiedlich und irgendwie dennoch gleich die Probleme von frisch verliebten und lang-verheirateten sind. Obwohl ich nicht weiß, ob man das trotz der 20 Jahre Trennung nach Culloden so sagen darf. 

Mein Fazit
Das Buch wirkt auf mich wie eine Atempause. Nicht schlecht - wirklich nicht! - aber ruhig. Im Gegensatz zu den anderen Büchern, welche alle einen festen Abschluss hatten, wirkt dieses Buch wie eine typische Fortsetzung. 
Vielleicht tritt das Gefühl durch den häufigen Perspektivenwechsel auf, vielleicht auch durch die vielen kurzen, ruhigen Kapitel... Ich mag das Buch, aber die Vorgänger fand ich besser!



SPOILER
Zum Abschnitt Personen: Die Vergewaltigung seiner gerade kennengelernten Tochter, die Tatsache das jemand den er vor dem Galgen rettete weiter Unheil anrichtet, das Gefühl der Frau die er liebt nichts bieten zu können und so einiges mehr setzen Jamie in diesem Buch sehr unter Druck. 
Dazu kommt ein Leben in dem Gewalt bisher häufig zum Alltag gehörte. All dies haben Jamie - wie von oben erwähnt -härter gemacht und er scheint etwas abgestumpft zu sein. Doch genau dies scheint die Autorin beabsichtigt zu haben, den weiter hinten im Buch bekommt Jamie von Ian Senior einen Brief, in dem dieser ihn genau davor warnt. 

Zum Abschnitt Ende: Ich hatte mich schon gefragt wie Jamie -laut einer alten Zeitung welche Brianna fand - bei einem Brand in Fraser´s Ridge (Amerika) sterben soll, wenn Claire seinen Grabstein - in der Gegenwart - in Schottland fand.

Zum Abschnitt Liebe: Trotz der beziehungs-internen Missverständnisse, ist das Größte wohl das zwischen Vater und Tochter, in dem es um die Identität Rogers und um die Vergewaltigung Briannas geht. 
Hier hat die Autorin echtes Fingerspitzengefühl bewiesen! Durch unvollständige Informationen und vermiedene Gespräche hat lange Zeit keiner begriffen, das Brianna zwei Männer hatte und das ihre große Liebe Roger Wakefield ebenfalls MacKenzie heißt und somit natürlich nicht derjenige ist, welcher Brianna vergewaltigte.