Montag, 19. Mai 2014

[Rezension] Ferne Ufer von Diana Gabaldon

ISBN 9783641059989
Ferne Ufer -                             
   Bd. 3 der Highland Saga
von Diana Gabaldon
eBook

Zusammenfassung
Jamie lebt! Zumindest vermutet Claire das. Zwanzig Jahre nach der Schlacht von Culloden kehrt Claire ins 18. Jahrhundert zurück und macht sich auf die Suche nach ihm. Sie findet ihn lebend, aber sein Leben ging weiter. Er verfasst aufwieglerische Texte, schmuggelt und wechselt seine Identitäten wie andere ihre Kleidung. Während sie noch versuchen sich neu kennen zu lernen, wird Jennys fünfzehnjähriger Sohn Ian entführt und Jamie und Claire ist keine Mühe und kein Risiko zu groß um ihn zu retten. 

Rezension
Auch dieses Mal hat sich der Schreibstil der Autorin wieder verändert. Am Anfang kann man regelmäßig die Geschichte aus Jamie´s Perspektive erleben. Da man vieles schon vorher durch die Recherchen in der Zukunft grob erfuhr, gab es in dieser Zeit zwar wenig großen Überraschungen, aber Jamie erlebte Dinge und stand vor Herausforderungen, welche in der Form mit Claire nicht möglich gewesen wären. Nicht nur eine sehr angenehme Abwechselung, sondern auch ein schöner Kontrast zu der Zeit danach. 

,,Ihr Vater hat rote Haare und ist ein langes Elend,
oder alles was ich in Genetik gelernt 
habe, war gelogen."

Nach dem Anfang liegt der Schwerpunkt der Geschichte auf der Rettung von Jamie´s fünfzehnjährigem Neffen Ian. Während der Suche gab es zwangsläufig größere, zeitliche Lücken zu füllen und ich bin froh, dass diese Zeiten nicht einfach übersprungen wurden. So war es viel realistischer, als wenn bei einer so langen Reise zu dieser Zeit alles glatt gegangen wäre.
Nur einmal muss ich sagen, gab eine Aktion die mich sehr erstaunte, verwirrte und deren Zustandekommen - wenn ich nicht etwas übersehen habe - leider nicht erklärt wurde.
(Näheres bei Interesse im Spoiler-Bereich unten.)

Die Umgebung. Wie der Titel des Buches schon vermuten lässt, findet der Großteil des Abenteuers - sehr zum Leidwesen des leicht seekrank-werdenden Jamie - auf dem Meer statt. Zwar gehen sie auch manchmal an Land, treffen Leute und tun notwendige Dinge, aber die meiste Zeit der Geschichte spielt auf verschiedenen Schiffen. 

,,Willst du mich?" flüsterte er. ,,Sassenach, willst du mich 
haben und es mit dem Mann wagen, 
der ich bin, um des Mannes willen, den du gekannt hast?"

Die politische Situation wurde in diesem Buch nur in soweit hervorgehoben, dass man spürte, wie sehr das Land unter den Engländern und deren Herrschaft litt. Aber von Intrigen, Machtkämpfen und Strategien diesmal eher nichts. Dafür wurde an verschiedenen Stellen das Thema Sklaverei vorsichtig angeschnitten - und wenn ich den Titel der Fortsetzung (Der Ruf der Trommel) mit der Geschichte vergleiche, gehe ich davon aus, dass das Thema noch vertieft werden wird. 

Da Claire bereits zwanzig Jahre in ihrer Zeit lebte, hat sich zwangsläufig auch im 18. Jahrhundert einiges verändert. 
Wie auch in den bisherigen Büchern versteht es die Autorin auch hier, alte Personen geschickt in die neuen Abenteuer einzufügen und ihnen neue Aufgaben zu geben. Zusätzlich zu den neu dazugekommenen Personen sind Kinder erwachsen geworden, Dinge geschehen, neue Bekanntschaften geschlossen worden und und und. All das sorgt für eine völlig neue Ausgangsposition.

,,Ich habe lange keine Angst mehr gehabt, 
Sassenach", flüsterte er. 
,,Aber jetzt habe ich Angst. Denn jetzt habe ich wieder
etwas zu verlieren."

So klar ausgeprägt, wie im 2. Band ist der Spannungsbogen diesmal nicht. Natürlich wird die Vorfreude und Spannung des Lesers bis zum zusammentreffen der Protagonisten kontinuierlich gesteigert, aber danach sind es eher plötzliche, unangekündigte Ereignisse, die die Spannung bis zu ihrer Auflösung oben halten, während sie sich dem großen Ziel - Ians Rettung - langsam nähern. Am ehesten zu vergleichen mit kleinen Geschichten, innerhalb einer großen. Klingt vielleicht nicht gut, ist aber so gemeint! Den die Dinge haben trotzdem ihren Teil im großen Ganzen zu spielen und passen außerdem gut rein!

Es war ein wirklich schönes Ende! Nicht so gefühlvoll wie das Wiedersehen von Jamie und Claire, aber bei diesem Punkt war es auch wesentlich einfacher eine schöne Stimmung aufzubauen. Aber man sagt doch immer: Lieber Taten als Worte sprechen lassen! Und wenn man sich vor Augen führt, was Jamie am Ende tat... (Spoilerbereich) 

Und danach, nach einem ganzen Buch voller Pech, haben sie endlich einmal richtig großes Glück!

,,Verdammt sollst du sein, Sassenach!
Ich schwör dir, wenn du hier vor meinen Augen 
stirbst, dann bring ich dich um!"

Vermutlich der zweite Schwerpunkt der Geschichte: Jamie und Claire. 20 Jahre getrennt, den anderen für tot gehalten und weiter gelebt. Nun stehen sich zwei Personen gegenüber, die sich zwar leidenschaftlich nacheinander sehnen, sich aber praktisch nicht mehr kennen. Bei dem Versuch sich wieder richtig kennen zu lernen, stoßen sie auf Geheimnisse, die sie am anderen Zweifeln und Verzweifeln lassen und müssen sich mehr als einmal vor Augen führen, dass das Leben nicht 20 Jahre still stand. 

Fazit
Ein Buch mit sehr gefühlvollen Stellen, mehr als bloß gelungenem Stilwechsel und einer mitreißenden Geschichte. Bei jeder anderen Autorin vermutlich 5 Sterne, aber im Vergleich zu seinen Vorgängern ein wenig schwächer.




SPOILER
Zur fehlenden Erklärung: Ich hätte zu gern gewusst, wie Jamie es geschafft hat sich als Hauptmann auszugeben, als Fergus mit dem Schiff kenterte und er den Soldaten als *Hauptmann* befahl ihnen zu helfen und es wieder seetüchtig zu machen. 
Hab ich da was übersehen?

Zum Abschnitt Ende: 
-Er sprang einfach ins Meer um Claire zu retten, obwohl er wusste, dass es keinen Rückweg gab, nicht wusste, wo oder wie weit die nächste Insel entfernt war oder ob er sie überhaupt würde retten können. Und hat sie während der ganzen Zeit über Wasser gehalten.
-Keine Justiz, keine Toten, nur ein großes freies Land und die Mittel es zu nutzen. Sie haben ihr Ziel erreicht ohne es angesteuert zu haben: Amerika!

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