Als ich aufwachte, zitterte ich am ganzen Leib. Es dauerte etliche Minuten bis ich die Husten- und Würgkrämpfe überwunden hatte und wieder etwas von meiner Umgebung wahrnahm. Ich lag in durchnässten Klamotten an einem Strand. Kleidung, Haare und Haut waren mit einer Mischung aus Sand und Salz bedeckt. Der Strand war ausgestorben. Keine Menschenseele war zu sehen und der Himmel von einem tiefdunklen grau überzogen. Vor Kälte wie Espenlaub zitternd krümmte ich mich zusammen.
Nach
ein paar Minuten –oder Stunden?- schaffte ich es meinen Körper in
eine, erst sitzende, dann aufrechte Position zu zwingen und ging
schwankend den Strand entlang. Unwissend wohin der Weg mich führte.
Ich
weiß nicht wie lange ich ging. Aber irgendwann brach die Sonne
durch die Wolkendecke, trocknete und wärmte mich etwas. Durch die
Bewegung scheuerte der Sand meine Haut zwar wund, fiel jedoch schnell
von der Kleidung ab. Ich konnte langsam wieder klarer denken. Doch
konnte ich das wirklich? Ich überlegte wie ich auf diesen Strand
gekommen war, kam jedoch zu keiner Antwort. Ich wollte die Frage
verschieben, doch wohin sollte ich nun gehen, was sollte ich tun?
Plötzlich überkam mich blanke Panik, als mir klar wurde, dass ich
gar nichts mehr wusste. Mir gar nichts geblieben war. Keine Familie,
Freunde, Kollegen, Nachbarn oder ähnliches an die ich mich
erinnerte. Wohin sollte ich gehen? Wie hieß ich überhaupt? Wie at
war ich? Meine ganze Identität, mein ganzes sein schwand mit dem
ausbleiben jeder Erinnerung ein kleines Stück mehr bis ich völlig
allein in der Dunkelheit zurückblieb. Ich sank auf die Knie und
begann hemmungslos zu weinen.
Ich
weiß nicht mehr wie lange ich weinte, doch irgendwann spürte ich
eine sanfte Berührung an der Schulter. Ich blickte auf und als ich
durch den Tränenschleier wieder etwas erkennen konnte, sah ich eine
alte Dame. Sie war ganz in schwarz und weiß gehüllt. Einzig ihr
Gesicht mit der runzligen Stirn und den alles durchdringenden Augen
war zu sehen.
Sie
sagte etwas, was ich jedoch nicht verstand. Sie sah mich eine Weile
nachdenklich an, bevor sie mit erstaunlich festem Griff meinen
Oberarm ergriff und daran zog. Fast augenblicklich rappelte ich mich
auf und folgte ihr.
Nach
einer scheinbaren Ewigkeit erreichten wir ein kleines Dorf. Die
Häuser waren rustikale kleine Einfamilienhäuser. Der Gestank von
Kuhmist und Pferdeäpfeln überwältigend. Fast am Ende der – aus
festgetretener Erde bestehenden – schmalen Straße stand eine
kleine Kirche. Sie war unkrautüberwuchert. Die wenigen Glasscheiben,
die Licht in das innere ließen, rissig.
Die
Nonne schob mich geradewegs hinein, als ich zögernd am Eingang
stehen blieb. Durch eine handvoll Kirchenbänke hindurch und durch
eine weitere Tür am Ende des Raumes. Der nächste Raum hätte nicht
spartanischer eingerichtet sein können. Neun Betten auf der einen
Seite. Jeweils drei übereinander und nebeneinander. Sie drückte
mich auf eines der Betten. Während ich mich weiter umsah verschwand
sie kurz. Die andere Hälfte des Raumes war mit großen Schränken
vollgestellt. Noch bevor ich anfangen konnte mich zu langweilen oder
auch nur über meine Situation nachzudenken, war die Nonne bereits
wieder zurück. Sie hatte eine Arm voll abgenutzter Kleidung, ein
Handtuch und einen Eimer Wasser dabei. Erneut sagte sie etwas in
dieser fremden Sprache und als ich nicht reagierte zeigte sie
ungeduldig auf den angeschleppten Haufen. Zögerlich schälte ich
mich aus meiner furchtbar klebenden Kleidung. Die Kälte des Wassers
stand der im Raum in nichts nach und so wusch und trocknete ich mich
so schnell ich konnte und zog mich an. Die Nonne zog mich ungeduldig
hinter sich her. In einen noch kleineren Raum der vom Schlafraum
abging und mir bisher nicht aufgefallen war. Gerade groß genug um
darin zu kochen. Zusammen essen? Unmöglich.
Für
ihr Alter erstaunlich flink, war sie während meines kurzen
Gedankensprungs aufgetaucht. Diesmal mit Unmengen verschiedener
Putzutensilien. Sie deutete auf sich. ,,Magdalen“ Dann sah sie mich
fragend an. Traurig schüttelte ich den Kopf. Wie sollte ich ihr
erklären, dass ich keinerlei Erinnerung hatte? Erneut deutete sie
auf sich selbst. ,,Magdalen.“, und dann auf mich. Innerlich die
Schultern zuckend deutete ich auf mich und sagte den ersten Namen der
mir einfiel. ,,Ana“
Magdalen
lächelte zufrieden, drückte mir einen Putzlappen in die Hand,
machte eine weit ausholende Geste die die ganze Küche einschloss und
verschwand.
Einen
Moment stand ich unschlüssig da. Doch dann zuckte ich mit den
Schultern. Auch wenn ohne Gedächtnis, war ich nicht dumm und wusste
worauf es hinauslief. Arbeit gegen Unterkunft.
Ich
ahnte zwar, dass putzen keine große Leidenschaft von mir war, aber
bis ich mein Gedächtnis oder zumindest eine Alternative zu diesem
Ort hatte, konnte ich ein Dach über dem Kopf gut brauchen.
Schweigend begann ich zu putzen.
Die
nächsten Wochen vergingen rasch. Mein Gedächtnis kehrte nichtmal
ansatzweise zurück und da sich Magdalen und die anderen Nonnen nur
darum scherten, dass ich aß, schlief und arbitete, fühlte ich mich
schon bald sehr einsam. Ich verstand ihre Sprache nicht und da keiner
sie mir beibrachte verschwammen diese Worte zu einer einzigen
unbedeutenden Masse, der ich nichts entnehmen konnte.
Als
ich eines morgens aus der Haustür trat, sah ich einen jungen Mann
mit dem Rücken zu mir in einem jungen Baum klettern. Der Ast auf dem
ich stand gab bedrohlich nach. Doch ihn schien es nicht zu ängstigen.
In seinen Anblick versunken beobachtete ich wie er in rasantem Tempo
die Äpfel des Baumes pflügte und in einen großen Korb auf seinem
Rücken warf. Als der Korb beinah voll war kletterte er vorsichtig
ein Stück hinunter. Dabei drehte er sich um und sein Blick fiel auf
mich. Erschrocken verfehlte er einen Ast und stürzte zu Boden. Ich
rannte zu ihm und kam gerade an, als er sich langsam stöhnend
aufsetzte. ,,Hast du dir etwas getan?“, keuchte ich einen Moment
vergessend das mich hier keiner verstand. Einen Moment sah er mir
direkt in die Augen. Sein Blick fesselte mich. Seine Augen hatten das
dunkelste Blau das ich je gesehen hatte. Einen Moment schien die Zeit
still zu stehen, dann überzog ein breites Grinsen sein Gesicht. Er
schüttelte stumm den Kopf. Verstand er mich? ,,Verstehst du mich?“,
fragte ich aufgeregt. Doch als er mich wie ein großes Fragezeichen
ansah begriff ich, dass er wohl erraten hatte, nicht aber wirklich
verstanden hatte, was ich gefragt hatte. Traurig ließ ich die
Schultern hängen und spürte wie meine Augen feucht wurden. Der
kurze Moment in dem ich geglaubt hatte, dass mich jemand versteht,
ließ alle Sehnsucht in mir hervorbrechen. An Erinnerungen, Freunde,
Familie, Kontakte. An einen Ort zu dem ich gehöre.
Bevor
ich wusste wie mir geschah, hatte er sich aufgerappelt und mich fest
in seine Arme gezogen. Obwohl ich die Worte nicht verstand die er mir
leise ins Ohr murmelte, übten sie doch eine beruhigende Wirkung auf
mich aus. Als ich mich wieder beruhigt hatte, entließ er mich aus
seinen Armen und grinste mich schüchtern an. Kurz betrachtete ich
sein, von der Arbeit sehnigen und muskulösen, Körper. Sein Körper,
der eine merkwürdige Mischung aus Sonnenbräune und Sonnenbrand
zeigte und sein Gesicht in dem sein grober Bartwuchs in krassem
Kontrast zu seinen großen, kindlichen blauen Augen stand. Zum ersten
Mal seit den etwa drei Wochen in denen ich nun schon hier war, fragte
ich mich wie ich selbst wohl aussah und nahm mir unbewusst vor mich
bei nächster Gelegenheit mal genau anzusehen.
Schüchtern
lächelte ich zurück und half ihm dabei die Äpfel, die bei seinem
Sturz aus dem Korb gefallen waren, wieder einzusammeln bevor mich
Magdalen zurück ins Haus rief.
Wir
frühstückten schnell im stehen, bevor wir wie jeden Tag die Kirche
von Grund auf reinigten. Keine Ecke, ob nun sicht- oder unsichtbar
blieb verschont.
Gegen
zehn Uhr strömten die Besucher zur Sonntagsmesse in die Kirche. Ich
war bisher bei keiner Messe in der Kirche geblieben. Ich war mir
nicht sicher warum. Vielleicht weil es mir unheimlich war zu beten,
wo ich doch nichtmal wusste wer ich war oder woran ich glaubte. Ich
wollte gerade in unseren Schlafraum gehen und die Messe abwarten, als
ich durchs Fenster draußen eine Bewegung wahrnahm. Kurzentschlossen
machte ich kehrt und ging in den Garten. Der Junge vom Morgen stand
vorn übergebeugt vor der Hecke und beschnitt sie eifrig. Wie fast
immer knallte die Sonne gnadenlos auf diesen Ort und ließ seinen
verbrannten Nacken vor Schweiß glänzen. Ich wollte ihn gerne
ansprechen, doch wie? Hallo? Hi? Er würde es nicht verstehen.
Traurig ließ ich die Schultern hängen. Doch plötzlich kam mir eine
Idee. Schnell holte ich aus der Küche eine Flasche kaltes Wasser
bevor ich ihm zögernd auf die Schulter tippte und sie ihm schüchtern
lächelnd hinhielt. Dankbar nahm er sie und trank gierig mehrere
große Schlücke. ,,Es ist heiß heute:“, sagte ich und deutete auf
die Sonne. Er nickte. Dann deutete er auf mich und die Kirche. Ich
übersetzte es als: ,,Musst du nicht rein?“, und schüttelte den
Kopf. Er lächelte und zog mich mit sich in einen lichten Wald nur
wenige Meter entfernt. Die kühle dort war himmlisch. Wir ließen uns
auf den Waldboden sinken und sahen uns eine ganze Weile nur an.
Plötzlich überkam mich ein mulmiges Gefühl. So sympathisch er auch
aussah, wer sagte mir, dass er kein Vergewaltiger oder Mörder war?
Als das Schweigen unangenehm zu werden begann holte er eine Servierte
und einen Bleistift aus seiner Latzhose. Beides gab er mir, bevor er
einen Apfel aus seiner Hosentasche zog, auf diesen deutete und ein
mir unbekanntes Wort sagte. Ich begriff, schrieb das Wort auf und
schrieb daneben Apfel. So ging es weiter mit allem was in greifbarer
Nähe war. Baum, Blatt, Ast, Gras, Eichel… Wasser. Nach etwa einer
Stunde war die Messe beendet und wir kehrten zur Kirche zurück.
Überglücklich endlich ein paar Worte zu kennen schloss ich ihn fest
in meine Arme was ihn stark erröten ließ.
Über
die nächsten Wochen war viel Arbeit im Haus und Garten, was uns oft
zusammen Arbeiten ließ. Er brachte mir regelmäßig neue Worte bei
und wiederholte die gelernten. Manchmal brauchten wir Stunden umeinen
Satz des anderen richtig zu verstehen. So lernten wir uns im
Schneckentempo richtig kennen.
Nach
mehreren Monaten konnte ich mich mit Hilfe vieler einzelner Worte und
kurzer Sätze gut verständigen. Ich hatte mich gut eingelebt. Ich
hatte mein Gedächtnis zwar nicht wieder, aber seit ich etwas
sprechen konnte, nahmen mich die Nonnen herzlich in ihrer Gruppe auf.
Als Timoty – mein eifriger Lehrer – mich abends tief in unseren
Wald führte, klopfte mein Herz vor Nervosität. Seine Anwesenheit
war inzwischen für mich natürlich und vertraut, wie atmen. Doch
heute war etwas anders. Ständig setzte er zu Worten an, die dann
doch nicht über seine Lippen kamen. Er wirkte nervös. Unsicher.
Dieses Verhalten färbte auf mich ab und so schwiegen wir uns so
lange wie schon seit Monaten nicht mehr an. Schweigend gingen wir zu
unserem Lieblingsplatz im Wald. Eine kleine Lichtung mit einem
kühlen, sauberen, kleinen See. Dort standen wir mehrere Minuten rum.
Irgendwann wurde es mir zu bunt, ich zog meine Schuhe und Socken aus
und ließ meine Füße im See baumeln. Nach einer Weile setzte er
sich stumm zu mir.
,,Ana?“,
murmelte er leise. ,,Ja?“, antwortete ich mit zittriger Stimme in
seiner Sprache. Schweigen. ,,Du müde?“, fragte ich besorgt und
berührte sanft seine Wange. ,,Nein.“, flüsterte er heiser. ,,Aber
ich könnte eine Abkühlung brauchen.“, sagte er lächelnd. Als ich
ihn nur verständnislos ansah, ließ er sich langsam ins Wasser
gleiten und zog mich sanft mit sich. Erschrocken keuchte ich auf und
begann wild zu strampeln bis mein Körper reflexartig
Schwimmbewegungen machte. Irgendwann musste ich es wohl gelernt haben
und mein Körper erinnerte sich nun daran. Zärtlich zog er mich
Richtung Land, so dass ich plötzlich zwischen ihm und dem Rand
gefangen war. Schüchtern grinste er mich an und schob mir eine
Haarsträhne aus der Stirn. ,,Ana.“, flüsterte er fast nicht
hörbar. Als ihm erneut die Worte stockten zog ich ihn fest an mich.
„Du sorge. Bitte sagen mich.“ „Ich…“, er zögerte. „Du
sollst nicht gehen. Aber wenn irgendwann dein Gedächtnis
zurückkommt, wirst du bestimmt gehen. Ana…“ Sanft nahm er meine
Hand, inzwischen feuerrot im Gesicht – zog sie aus dem Wasser und
malte mit zittrigen Fingern ein Herz auf meinen Handrücken. ,,Ana,
ich liebe dich.“ Ich hatte mich in den letzten Monaten so sehr mit
meiner –nicht vorhandenen- Vergangenheit und dem lernen der Sprache
beschäftigt, dass ich nicht einen Gedanken an Gefühle verschwendet
hatte. Doch nun, als ich kurz in mich horchte, schlugen beinah
unbändige Gefühle über und in mir ein. ,,Ich auch.“, ächzte
ich. Wir kletterten schwerfällig aus dem Wasser und konnten uns
plötzlich nicht mehr in die Augen sehen. Schüchtern nahm er meine
Hand in seine. „Ich bin nicht reich. Ich kann dir nicht viel
bieten. Aber ich werde immer alles in meiner Macht stehende tun,
damit du glücklich und sicher bist.“
Zärtlich
öffnete er die Knöpfe meiner Bluse. Zögerlich. Einen nach dem
anderen. „Ich weiß, ich sollte das nicht tun. Doch ich begehre
dich schon seit ich dich das erste mal sah…“ Mein Herz raste. Ich
hatte ihn nicht ganz verstanden doch als ich spürte wie er sanft den
letzten Knopf meiner Bluse und danach meinen BH öffnete war mir auch
so klar was er meinte. In mir tobte ein gnadenloser Kampf. Angst
gegen Vertrauen, Schicklichkeit gegen Verlangen. Inzwischen hatte er
sich die Hose abgestreift und während seine rauen Finger über meine
Brustwarzen streichelten, rieb sein in Shorts gefangenes Glied über
meinen Oberschenkel. Als er den Knopf meiner Hose öffnete, wimmerte
ich ängstlich. ,,Keine Angst, vertrau mir.“, murmelte er leise
während er mir die Hose abstreifte. Nun war ich bis auf meine
Unterhose nackt. Sanft drückte er mich auf den Rücken. Während er
mich zärtlich küsste, wanderte seine Hand in meine Unterhose.
Reflexartig wollte ich meine Beine schließen, doch seine gemurmelten
Liebkosungen beruhigten mich. ,,Du kannst jederzeit Stopp sagen.
Immer. Ich würde nicht böse sein.“ Sanft zog er mir die Unterhose
und sich selbst die Shorts aus. Als er sanft meine Klitoris massierte
stöhnte ich genussvoll. Mein Körper bog sich ihm verlangend
entgegen und schämte sich gleichzeitig dafür. Vorsichtig schob er
einen Finger in mich. Über mein eigenes Verlangen, dass über mir
zusammenschlug, erschrocken zog ich ihn am Nacken näher zu mir. Nahm
mir das was ich wollte. Doch als er meine Beine um seine Hüfte
legte, verkrampfte ich mich und begann zu zittern. „Alles okay?“,
murmelte er rau. „Mir ist k…kalt.“. stotterte ich. Er lächelte
matt. „Berühr mich. Erkunde mich. Das wird dir die Angst nehmen.“
Stumm starrte ich ihn an. Er legte sich unbefangen auf den Rücken,
die Hände unter dem Kopf verschränkt. „Ich werde mich erst
bewegen, erst weitermachen, wenn du sagst dass es okay ist.“ „Bitte
schließ die Augen.“, flüsterte ich leise. Sein Blick war so
intensiv, dass ich innerlich wie äußerlich erstarrte. Klaglos
schloss er die Augen. Unsicher küsste ich seinen Mund. Streichelte
mit meiner Hand seinen Brust- und Bauchbereich. Als ich über seine
Brustwarze strich stöhnte er leise. Sanft umkreiste und knetete ich
sie wie er es vorher mit mir getan hatte. Meine Finger fuhren sanft
über seinen Bauch hinab zu seinem Glied. Zögerlich fuhr ich mit den
Fingernägeln an seinem Glied entlang und umkreiste seine
hochempfindliche Eichel bis er am ganzen Leib zitterte und sich ein
dünner Schweißfilm auf seinem Körper bildete. „Bitte Ana, süße,
gnädige Ana. Ich kann nicht mehr.“ „Sicher? Ich denke das
doch.“, flüsterte ich spitzbübisch während ich seine Eichel
sanft in den Mund nahm, mit der Zunge liebkoste und daran saugte.
Woher mein plötzlicher Mut kam wusste ich nicht. „Ana. Bitte.“,
wimmerte er während sich seine Bauchmuskeln verkrampften und die
Ader an seinem Hals hinausstach. ,,Okay.“ Seine fahrigen, zittrigen
Hände, sowie sein Mund waren überall und als er meine Beine um
seine Hüfte legte, war ich mir ganz sicher, dass er jetzt und für
immer auf mich aufpassen würde.
Als
wir endlich aus dem Wald zurückkamen, ernteten wir missbilligende
Blicke sowohl von den Nonnen als auch von den normalen Bewohnern des
Dorfes. Timoty sparte in den nächsten Monaten jedes bisschen Geld
was er entbehren konnte. So geschah es, dass wir bereits ende des
Jahres verheiratet und zusammen gezogen waren. Als ich ein Jahr
später schwanger wurde schien unser Glück perfekt. Bis es an der
Tür klopfte und mein früheres Leben davorstand…
,,Wohnt
hier eine Maria von den Strömen?“. Fragte eine harsche Stimme
Timoty an der Haustür. ,,Nein, hier leben nur meine Frau und ich.“,
sagte Timoty nach einem Moment verblüfften Schweigens hart zurück.
„Uns wurde zugetragen, dass hier eine Frau lebt auf die die
Beschreibung Marias passt. Wir sind berechtigt ihr Haus zu
durchsuchen.“ Während die Männer auf die Tür zudrängten
schmiegte ich mich zitternd in Timotys Rücken. „Timo, sie müssen
mich meinen.“, flüsterte ich und schmiegte mich näher an ihn.
„Ja.“, sagte er tonlos. Drückte jedoch sanft meine Hand. Kaum
waren die Männer im Haus, war ich aus dem toten Winkel seines
Rückens und sie entdeckten mich. „Maria, von den Strömen? Sie
sind angeklagt des Ehebruchs und der Ehe mit zwei Männern
gleichzeitig.“ „Timo“, wimmerte ich. „Das ist nicht wahr. Ich
habe dich nie betrogen.“, schluchzte ich. „Vielleicht vor meiner
Zeit. Dein Gedächtnisverlust…“ An die Männer gewand fuhr er
kalt fort. „Die Konsequenzen? Geldstrafe?“ Der rechte Mann lachte
trocken. „Prinz Michael von den Strömen sieht sowohl Ruf als auch
Ehre geschädigt. Folter bis zum Geständnis und Reue. Dann die
öffentliche Hinrichtung.“ Bei diesen Worten sank ich auf die Knie
und übergab mich. „Timo“, weinte ich panisch. Er zog mich kurz,
fest in seine Arme, unfähig ein einziges Wort über seine Lippen zu
bringen. Dann wurde ich Timoty entrissen und in einen Käfig auf
einer Kutsche gesperrt. Als der Käfig losfuhr brachte ich mich in
eine sitzende Position und warf einen letzten Blick auf den wie
erstarrt am Eingang stehenden Timoty.
Die
Stunden verrannen. Es begann zu regnen. Der Regen durchnässte meine
Kleider. Als die Kutsche plötzlich anhielt krampfte sich mein Magen
zusammen. Einer der Männer öffnete die Eisenkiste und sein Kollege
kletterte hinein während der erste ihn wieder abschloss. Die nächste
Stunde wurde zu einem wahrgewordenen Albtraum. Er riss mir die
Kleider vom Leib, begrapschte und vergewaltigte mich bevor er mit
seinem Kollegen tauschte und alles von vorne losging. Alles weinen
und betteln half nichts. Als sie genug hatten, wischten sie die
Spermaspuren fort und zogen mir meine Kleidung wieder über.
Irgendwann kamen wir an. Viele Häuser, doppelt und dreistöckig-
Geschäfte, Parks, eine riesige Kapelle… nicht zu vergleichen mit
unserem kleinen überschaubaren Dorf. Doch ich wusste, wo ich jetzt
lieber wäre. Ich wurde in ein kleines, dunkles und feuchtes Verließ
gesperrt. Als sie gingen und die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel,
verschluckte sie jedes Licht und ließ mich in absoluter Finsternis
zurück. Wieviel Zeit ich dort allein verbrachte weiß ich nicht.
Mehrere Stunden bestimmt. Ich weiß nur, dass die Männer mich
irgendwann in eine Art Gerichtssaal brachten. „Hast du mit einem
gewissen Timoty geschlafen? Hast du ihn geheiratet? Bist du von ihm
schwanger?“ Ich versuchte mich zu erklären, doch ich wurde ständig
unterbrochen und meine Sprachkenntnisse reichten nicht um mich zu
verteidigen. Selbst wenn hätten sie mir vermutlich sowieso nicht
zugehört oder geglaubt. Die Ehre meines ersten Mannes war
angeknackst. Er wollte Rache. Ich wurde schnell verurteilt und
halbnackt auf den Dorfplatz geführt und dort mit einem Stick an
einen Pfeiler gefesselt. ,,Bitte. Ich wusste nicht. Ich verloren
Gedächtnis.“, schrie ich panisch und versuchte mich vergeblich von
den Fesseln zu befreien. ,,Freche Lüge, Hure!“, rief jemand aus
der sich inzwischen versammelten Menschenmenge. Meine Hände wurden
in Schlaufen gelegt, die sich fest zusammen und mich in die Höhe
zogen bis nur noch meine Fußspitzen den Boden berührten. Ich spürte
plötzlich eine Hand in meinem Rücken. Er kam langsam um mich herum
bis er endlich in meinem Sichtfeld war. Blanker Hass stand in den
Augen des etwa fünfzig Jahre alten Mannes. Hatte ich mich – trotz
des Altersunterschiedes in ihn verliebt? Das er mein Mann war
bezweifelte ich keine Sekunde, den der Hass in seinen Augen sagte
alles war er nicht über die Lippen brachte. Er lächelte mich kurz
an. Doch es war kein nettes lächeln, eher eines das Rache versprach.
Sein Blick wanderte hinunter zu meinem – vom Baby sanft gerundeten
– Bauch. Ohne Vrwarnung rammte er mit mehrmals mit aller Kraft das
Knie in den Bauch. Für einen Moment wurde alles Schwarz um mich.
Ich
war in einem kleinen, schmutzigen Zimmer. Der Mann vor mir
streichelte sanft meine Wange. ,,Der Königssohn hat Interesse an
dir.“, sagte der ältere Mann mit einer Mischung aus Trauer und
Erleichterung in der Stimme.
Das
Bild verschwamm und anstelle dessen stand ich in einem reinweißen
Hochzeitskleid vor einem Altar. Die Hand die meine hielt, war
verschwitzt und runzelig. Als ich ihm das Ja-Wort gab, lief
eine einzelne Träne über meine Wange. Ich hatte keine Wahl.
Erneut
verschwamm das Bild und ich war dabei einen Brief zu schreiben:
Er
schlägt mich. Ich schäme mich so für mich selbst, aber ich ertrage
es einfach nicht länger. Nicht einmal für euch. Er wird mich
umbringen wenn seine Wutanfälle weiter zunehmen. Bringt euch in
Sicherheit, Mom und Dad. Ich werde fliehen. Ihr habt nicht mehr den
Schutz des Königs.
Langsam
kehrte ich wieder in die Wirklichkeit zurück. Alle meine
Erinnerungen waren wieder da. Ich spürte wie man mir grob eine
Flüssigkeit in die Kehle zwang. Peitschenhiebe prasselten auf meinen
Rücken nieder. Dann spürte ich wie sie Salz auf die dutzende von
Wunden verteilten und einrieben. Wer schrie bloß die ganze Zeit so
entsetzlich? Ich. Selbst als es mir bewusst wurde konnte ich die
Schreie nicht unterdrücken. Was sie alles mit mir taten weiß ich
nicht mehr. Ich will es auch nicht wissen. Ich weiß nur, dass ich
irgendwann nicht mehr stehen konnte und die eingeflösste Flüssigkeit
Krämpfe in mir auslöste. Irgendwann wurde ich zurück in die Zelle
geschleift. Dort blieb ich, auf dem Boden zusammengekauert, liegen.
Ein einziges Wort kam über meine Lippen während während meine
Magenkrämpfe unerträglich wurden. ,,Timo…“
Irgendwann
ergriffen Fieberfantasien von mir Besitz. Jemand öffnete meine
Zellentür und flüsterte leise: ,,Maria.“ Ich blieb reglos liegen.
Wollten sie mich zum Galgen führen? Sie würden mich schon schleifen
müssen. Mir fehlte einfach die Kraft. Ihre eigene Schuld. Ich spürte
eine Berührung an meiner Schulter. ,,Ana.“, flüsterte die Stimme
nun hartnäckig. Wer-auch-immer drehte mich vorsichtig auf den
Rücken. Ich konnte nurnoch verschwommen sehen, aber war das nicht
Timo? ,,Steh auf, Ana. Wir haben wenig Zeit. Steh auf.“ Ich konnte
nicht. „Ich lass dich nicht hier!“, knurrte er wütend und zog
mich hoch.
An
die nächsten Tage erinnere ich mich nur Bruchstückhaft. Er
bugsierte mich aus dem Gebäude. Hatte Wachen bestochen mit seinem
letzten Hemd. Sozusagen. Er hiefte mich draußen in eine Kutsche.
Tage, Wochen fuhren wir so weit wie möglich weg. Er kümmerte sich
um mich. Reinigte und Verband meine Wunden, fütterte und pflegte
mich.
Ich
werde euch lieber nicht verraten wohin wir flohen, doch wir sind dort
sicher. Haben uns ein neues Leben aufgebaut. Mein Baby hat die Folter
leider nicht überlebt. Eine Tatsache die uns beide beinah seelisch
umbrachte. Doch so hart es auch ist, das Leben geht weiter. Ich bin
Ana. Maria erinnert mich zu sehr an diese schlimmen Tage und Ana ist
mein neues Leben. Ein Leben mit Timo. Ein Leben im Glück. Timoty
hatte das getan was zu der damaligen Zeit niemand für seine Frau
getan hätte. Er hatte nicht nur sein weniges Geld und seine Heimat
für mich geopfert, sondern auch sein Leben riskiert um mich zu
retten. Inzwischen sind viele Jahre vergangen. Meine Verletzungen
sind verheilt und ich spreche und verstehe nahezu fehlerfrei die
Sprache. Dennoch malen wir uns noch heute ein kleines Herz mit dem
Finger auf den Handrücken wenn wir uns sagen wollen wie viel wir uns
bedeuten.
Den Taten sind stärker als Worte.
Den Taten sind stärker als Worte.
(c)
Nadine Markowitz